Wie in eine dicke Schneedecke
gehüllt erstreckt sich die weite
Hügellandschaft bis zum Horizont.
Wanderer stapfen unter der
gleißenden Sonne gemächlich durch
die vermeintliche Winteridylle,
Schlitten oder Skier sind
jedoch nirgends auszumachen.
Wie in eine dicke Schneedecke gehüllt erstreckt sich die weite Hügellandschaft bis zum Horizont. Wanderer stapfen unter der gleißenden Sonne gemächlich durch die vermeintliche Winteridylle, Schlitten oder Skier sind jedoch nirgends auszumachen. Die würden dort auch kaum vom Fleck kommen – denn die sanft gewellten weißen Dünen bestehen nicht etwa aus Eiskristallen, sondern aus feinem Gipssand.
Das White Sands National Monument am Nordende der Chihuahua-Wüste ist eine der eindrucksvollsten Naturattraktionen in New Mexico. Erosion hat das größte Gipsdünenfeld der Welt im Südwesten der USA geschaffen, das 275 Quadratmeilen umfasst. Es ist aus den Ablagerungen eines ausgetrockneten Meeres entstanden, das sich vor rund 250 Millionen Jahren in dem heutigen Wüstengebiet erstreckt hatte. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten sind den extrem harten Umweltbedingungen gewachsen, die sich hinter der Schönheit des Naturparks verbergen.
Denn Kakteen und Wüstensträucher
müssen es nicht nur mit der
Gluthitze des Sommers aufnehmen,
sondern auch den Sandmassen der
wandernden Dünen trotzen. Der
Seifenbaum Yucca hat seinen eigenen
Trick dafür entwickelt: Er
verlängert seinen Stamm jeweils so
weit, dass die Blätter aus dem
erstickenden Sand herausragen.
Andere Pflanzen umklammern ein
Dünenstück so fest mit ihrem
Wurzelwerk, dass es als Sockel
stehenbleibt, wenn der Rest sich
weitergeschoben hat.
Auch Eidechsen und Wüstenfüchse kommen mit dem harten Leben zurecht – und Klapperschlangen und Skorpione. Im Besucherzentrum am Eingang und auf den von Informationstafeln gesäumten Wanderwegen werden bange Besucher aber schnell ihre Ängstlichkeit los: Die giftige Schlange mit der Hornrassel wird ihnen kaum begegnen, erfahren sie da. Denn die verbirgt sich vor der Tageshitze gern unter Steinen oder in anderen Verstecken. Und zückt ein Skorpion dieser Gegend seinen Stachel, ist das kaum schlimmer als ein Insektenstich.
Außerhalb des Nationalparks ist
die faszinierende
Dünenlandschaft für die
Öffentlichkeit jedoch gesperrt. Das
angrenzende militärische Testgebiet
White Sands Missile Range, wo
sich auch eine
Space-Shuttle-Landebahn befindet,
hat am 16. Juli 1945 mit der Trinity
Site traurige Berühmtheit erlangt.
Dort wurde die erste Atombombe
gezündet, drei Wochen später kam die
schreckliche Waffe in Hiroshima zum
Einsatz.
Militärstützpunkte wie die nahe gelegene Holloman Air Force – auch zahlreiche Bundeswehrsoldaten der Luftwaffe sind dort stationiert – prägen das Wirtschaftsleben des Städtchens Alamogordo im Tularosa-Bassin heute noch. 1898 als Eisenbahnstation gegründet, entwickelte es sich erst seit dem Zweiten Weltkrieg kräftig. Gut 30 000 Menschen leben in dem immer noch wenig aufregenden Ort, den etwa 270 Meilen von der pulsierenden Hauptstadt und Künstlerhochburg Santa Fe trennen.
Seit 1976 muss er sich jedoch nicht
nur auf die grandiose Natur der
Umgebung verlassen, um Touristen
anzuziehen. Vor der eindrucksvollen
Bergkette der Sacramento Mountains
ragt das mehrstöckige Space Center
empor. Das Museum – mit einer
spiralförmigen Rampe vorbildlich
behindertengerecht – zeichnet die
faszinierende Geschichte der
Raumfahrt anschaulich nach.
Raketen und Raumkapseln, Triebwerke
und Mondgestein sind dort zu sehen.
Wer will, kann es am Simulator
selbst einmal ausprobieren, ein
Spaceshuttle zu landen – bei manchem
klappt’s recht gut, bei anderen
weniger. Ein Imax-Kino ergänzt
den Komplex.
Die Sacramento Mountains selbst, die das Tularosa-Bassin säumen, bieten zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten – zum Beispiel ins 2700 Meter hoch gelegene Bergdorf Cloudcroft. Der Nadelbaumbewuchs in der Höhe lässt an den Schwarzwald denken. Der Oliver Lee State National Park etliche Meilen weiter zeigt dagegen mit Canyons und rauhen Felswänden die schroffe Schönheit des Wilden Westens. Eine Klapperschlange zeigt sich auch hier nicht so schnell, obwohl sechs Arten in dem Gebiet zuhause sind.
Wer unbedingt einen Blick auf die Tiere werfen will, hält am besten bei einer früheren Ranch. Als skurrile Mischung aus einem riesigem Trödelmarkt und Schrottplatz lockt sie heute mit einem großen Schild die Kunden an. Der Betreiber hält auch ein paar Klapperschlangen, im Sommer in einer Grube vor dem Haus, im Winter in Terrarien. Neugierige dürfen gegen einen kleinen Obolus einen Blick darauf werfen und die Ohren spitzen: Unverkennbar, aber auch ungefährlich rasselt es bald hinter Glas.
Informationen
- White Sands National Monument, 19955 Highway 70, Alamogordo, New Mexico, P.O. Box 1086, Holloman Air Force Base, New Mexico 8 83 30-10 86
- Besucherinformationszentrum, Tel. (575) 679-2599 oder (575) 479-6124 , Fax (575) 479-4333, Email: [email protected]
Zwölf Kilometer führt der so genannte Dunes Drive vom Besucherzentrum aus als Stichstraße in das weitläufige Gelände von White Sands hinein. Vier markierte Fußwege schließen sich an. Ranger bieten geführte Touren an.
Internet
Anreise
Der nächste internationale Flughafen ist El Paso in Texas, von dort weiter mit dem Mietwagen.
Unterkunft
In Alamogordo gibt es eine Reihe von Motels zur Auswahl.
Lektüre
- Polyglott APA GUIDE, USA Der Südwesten, 2000/2001
- Merian XL USA, Südwesten, 1998
- Dorling Kindersley, USA Südwesten & Las Vegas, 2002
Filmtipp
Der Thriller "Der große Deal" aus dem Jahr 1992 unter Regie von Roger Donaldson wurde in White Sands gedreht.