Feiner heller Sand formt Dünen, Hügel und Täler.

Eine Schneelandschaft im Wüstensand

Naturwunder in New Mexico: Der Nationalpark White Sands ist ein Highlight im Südwesten der USA

Von Renate Brämer

Spazierwege laden zum Erkunden des faszinierenden Naturparks ein.Wie in eine dicke Schneedecke gehüllt erstreckt sich die weite Hügellandschaft bis zum Horizont. Wanderer stapfen unter der gleißenden Sonne gemächlich durch die vermeintliche Winteridylle, Schlitten oder Skier sind jedoch nirgends auszumachen.

Wie in eine dicke Schneedecke gehüllt erstreckt sich die weite Hügellandschaft bis zum Horizont. Wanderer stapfen unter der gleißenden Sonne gemächlich durch die vermeintliche Winteridylle, Schlitten oder Skier sind jedoch nirgends auszumachen. Die würden dort auch kaum vom Fleck kommen – denn die sanft gewellten weißen Dünen bestehen nicht etwa aus Eiskristallen, sondern aus feinem Gipssand.

Das White Sands National Monument am Nordende der Chihuahua-Wüste ist eine der eindrucksvollsten Naturattraktionen in New Mexico. Erosion hat das größte Gipsdünenfeld der Welt im Südwesten der USA geschaffen, das 275 Quadratmeilen umfasst. Es ist aus den Ablagerungen eines ausgetrockneten Meeres entstanden, das sich vor rund 250 Millionen Jahren in dem heutigen Wüstengebiet erstreckt hatte. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten sind den  extrem harten Umweltbedingungen gewachsen, die sich hinter der Schönheit des Naturparks verbergen.

Die Pflanzen müssen sich harten Lebensbedingungen stellen.Denn Kakteen und Wüstensträucher müssen es nicht nur mit der Gluthitze des Sommers aufnehmen, sondern auch den Sandmassen der wandernden Dünen trotzen. Der Seifenbaum Yucca hat seinen eigenen Trick dafür entwickelt: Er verlängert seinen Stamm jeweils so weit, dass die Blätter aus dem erstickenden Sand herausragen. Andere Pflanzen umklammern ein Dünenstück so fest mit ihrem Wurzelwerk, dass es als Sockel stehenbleibt, wenn der Rest sich weitergeschoben hat.

Auch Eidechsen und Wüstenfüchse kommen mit dem harten Leben zurecht – und Klapperschlangen und Skorpione. Im Besucherzentrum am Eingang und auf den von Informationstafeln gesäumten Wanderwegen werden bange Besucher aber schnell ihre Ängstlichkeit los: Die giftige Schlange mit der Hornrassel wird ihnen kaum begegnen, erfahren sie da. Denn die verbirgt sich vor der Tageshitze gern unter Steinen oder in anderen Verstecken. Und zückt ein Skorpion dieser Gegend seinen Stachel, ist das kaum schlimmer als ein Insektenstich.

Das Wurzelwerk mancher Sträucher hält den Sand als Sockel fest.Außerhalb des Nationalparks ist die  faszinierende Dünenlandschaft für die Öffentlichkeit jedoch gesperrt. Das angrenzende militärische Testgebiet  White Sands Missile Range, wo sich auch eine Space-Shuttle-Landebahn befindet, hat am 16. Juli 1945 mit der Trinity Site traurige Berühmtheit erlangt. Dort wurde die erste Atombombe gezündet, drei Wochen später kam die schreckliche Waffe in Hiroshima zum Einsatz.

Militärstützpunkte wie die nahe gelegene Holloman Air Force – auch zahlreiche Bundeswehrsoldaten der Luftwaffe sind dort stationiert –  prägen das Wirtschaftsleben des Städtchens Alamogordo im Tularosa-Bassin heute noch. 1898 als Eisenbahnstation gegründet, entwickelte es sich erst seit dem Zweiten Weltkrieg kräftig. Gut 30 000 Menschen leben in dem immer noch wenig aufregenden Ort, den etwa 270 Meilen von der pulsierenden Hauptstadt und Künstlerhochburg Santa Fe trennen.

Das Space Center zeichnet die Geschichte der Raumfahrt nach.Seit 1976 muss er sich jedoch nicht nur auf die grandiose Natur der Umgebung verlassen, um Touristen anzuziehen. Vor der eindrucksvollen Bergkette der Sacramento Mountains ragt das mehrstöckige Space Center empor. Das Museum – mit einer spiralförmigen Rampe vorbildlich behindertengerecht – zeichnet die faszinierende Geschichte der Raumfahrt  anschaulich nach. Raketen und Raumkapseln, Triebwerke und Mondgestein sind dort zu sehen. Wer will, kann es am Simulator selbst einmal ausprobieren, ein Spaceshuttle zu landen – bei manchem klappt’s recht gut, bei anderen weniger.  Ein Imax-Kino ergänzt den Komplex.

Die Sacramento Mountains selbst, die das Tularosa-Bassin säumen,  bieten zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten – zum Beispiel ins 2700 Meter hoch gelegene Bergdorf Cloudcroft. Der Nadelbaumbewuchs in der Höhe lässt an den Schwarzwald denken. Der Oliver Lee State National Park etliche Meilen weiter zeigt dagegen mit Canyons und rauhen Felswänden die schroffe Schönheit des Wilden Westens. Eine Klapperschlange zeigt sich auch hier nicht so schnell, obwohl sechs Arten in dem Gebiet  zuhause sind.

Wer unbedingt einen Blick auf die Tiere werfen will, hält am besten bei einer früheren Ranch. Als skurrile Mischung aus einem riesigem Trödelmarkt und Schrottplatz lockt sie heute mit einem großen Schild die Kunden an. Der Betreiber hält auch ein paar Klapperschlangen, im Sommer in einer Grube vor dem Haus, im Winter in Terrarien. Neugierige dürfen gegen einen kleinen Obolus einen Blick darauf werfen und die Ohren spitzen: Unverkennbar, aber auch ungefährlich rasselt es bald hinter Glas.

Informationen

  • White Sands National Monument, 19955 Highway 70, Alamogordo, New Mexico, P.O. Box 1086, Holloman Air Force Base, New Mexico 8 83 30-10 86
  • Besucherinformationszentrum, Tel. (575) 679-2599 oder (575) 479-6124 , Fax (575) 479-4333, Email: [email protected]

Zwölf Kilometer führt der so genannte Dunes Drive vom Besucherzentrum aus als Stichstraße in das weitläufige Gelände von  White Sands hinein. Vier markierte Fußwege schließen sich an. Ranger bieten geführte Touren an.

Internet

Anreise

Der nächste internationale Flughafen ist El Paso in Texas, von dort weiter mit dem Mietwagen.

Unterkunft

In Alamogordo gibt es eine Reihe von Motels zur Auswahl.

Lektüre

  • Polyglott APA GUIDE, USA Der Südwesten, 2000/2001
  • Merian XL USA, Südwesten, 1998
  • Dorling Kindersley, USA Südwesten & Las Vegas, 2002

Filmtipp

Der Thriller "Der große Deal" aus dem Jahr 1992 unter Regie von Roger Donaldson wurde in White Sands gedreht.

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