Die Fischerboote von San Miguel laufen immer noch jeden Morgen aus.

Auf den Spuren der Goldgräber

Der Nationalpark Cabo de Gata im Südosten Andalusiens lockt mit herber Schönheit. Die kleinen Dörfer sind ein Geheimtipp, die Halbwüste diente als Filmkulisse.

Von Renate Brämer

Blick auf Rodalquilar: Die Anlagen der alten Mine schmiegen sich an den BerghangVerlassen liegen die riesigen Wasserbecken und rostigen Förderanlagen vor der schroffen Berglandschaft in der Abendsonne. Kaum ein Geräusch durchbricht die Stille über dem rötlich gelben Farbenspiel. Auch unten im Tal, in Rodalquilar mit seinen hundert Einwohnern, regt sich zu dieser Stunde kaum etwas. Nur in der Dorfkneipe umringt eine Hand voll Männer den Tresen, der wortkarge Wirt legt alte Stücke von John Lee Hooker auf.

Es gehört eine Menge Phantasie dazu, sich den Ort als das vorzustellen, was er noch vor 40 Jahren war: ein blühendes Bergbaudorf, in dem fast 1400 Menschen arbeiteten und lebten. Bis 1966 war hier – auf dem Cabo de Gata im Südosten Andalusiens – eine Goldmine in Betrieb. Die Jagd nach dem begehrten Edelmetall prägte den Alltag fast aller Bewohner. Dann wurde die Anlage geschlossen. Nur noch Ruinen künden heute von den alten Siedlungen der Miñeros, die dem Gestein einst pro Jahr 5000 Kilogramm Gold abrangen.

Nur noch Ruinen: Die einst so belebte Siedlung der Minenarbeiter wurde  zerstört.Doch nun soll das längst abgeklungene Goldfieber Rodalquilar den Weg in eine Zukunft mit neuen Perspektiven bahnen. Bei ihren Plänen für eine Wiederbelebung des Gebietes setzt die Junta von Andalusien auf das „Fievre del Oro“, um Touristen in die stille, ausgedörrte Gegend zu locken. Überall drehen sich Baukräne, werden die alten Bergbauanlagen restauriert und neue Unterkünfte gebaut.

Mancher, der kommt, will aber auch einem Krimi vergangener Tage nachspüren – mit dem Stück „Bluthochzeit“ von Federico García Lorca als Reiselektüre im Gepäck. Der Dichter hat darin in den dreißiger Jahren ein mörderisches Drama nachgezeichnet, das sich einst unweit der Minen abgespielt hatte: Nach einer geplatzten Hochzeit erstach der Bruder der Braut deren Liebhaber, mit dem sie vor der Ehe geflüchtet war.

Nicht zufällig wirkt die extrem trockene, halbwüstenähnliche Landschaft auf eifrige Kinogänger seltsam vertraut: In den sechziger Jahren wurden hier die Historienschinken „Lawrence von Arabien“ und „Der letzte Mohikaner“ gedreht.

 Las Negras aus der Ferne: Der kleine Ort liegt an einer stillen Bucht.Doch das Kap südöstlich von Almeria, dessen Name sich wegen des Mineralreichtums wohl eher von „agata“ (Achat) ableitet als vom häufig genannten „el gato“ (die Katze), hat weitaus mehr zu bieten als einstige Filmkulissen. Seit Ende der achtziger Jahre ist es ein 26 000 Hektar umfassender Naturpark. 1997 hat die Unesco ihn zum Biosphärenreservat erklärt. In dem kargen Gebiet vulkanischen Ursprungs sind viele seltene Tiere und Pflanzen heimisch. Ein Informationszentrum bei Ruescas gibt einen anschaulichen Überblick. Wanderer sowie Wassersportler kommen auf den einsamen Wegen und in den stillen Buchten des Kaps ebenfalls auf ihre Kosten. Wer tobendes Nachtleben sucht, ist allerdings fehl am Platz.

 Kastell von San Pedro: Im früheren Fischerdorf wohnen heute Aussteiger.Weil die Verkehrswege nur mäßig ausgebaut sind, ist der Massentourismus fern. Agua Amarga, Las Negras, Los Escullos, San José – noch sind sie stille, kleine Orte. In San Miguel de Cabo de Gata ist es nicht anders: Noch immer fahren hier in aller Herrgottsfrühe die Fischer hinaus aufs Meer. Und noch immer wird hier „weißes Gold“ gewonnen – die Salinen des Cabo de Gata, ursprünglich von den Römern angelegt, sind zum Teil noch in Betrieb.

Informationen


Anreise

Am schnellsten lässt sich der Naturpark mit dem Flugzeug über den Flughafen Almeria erreichen, dann geht es weiter mit Mietwagen oder Bus.

Klima

Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 18 Grad, es handelt sich um eine der niederschlagsärmsten Gegenden in ganz Europa. Im Sommer ist es glutheiß, dafür kann man sich schon im Januar trotz kühler Nächte über angenehm warme Tage bei 20 Grad freuen. Im Oktober und November ist es ebenfalls angenehm mild.

Unterkünfte

Pensionen und Hotels gibt es vor allem in San José, Privatunterkünfte und Ferienwohnungen auch in den anderen Orten. Mehrere Campingplätze verteilen sich über das Cabo, ein besonders naturnaher liegt bei Las Negras.

Lektüre

Margit Brinke, Peter Kränzle: „Andalusien Reise-Handbuch“, Iwanowski’s Reisebuchverlag. Reiseführer zum Naturpark von Gabo de Gata-Nijar, Antonio Gil Albarracin, 2. Auflage 1999, Alméria-Barcelona. „Bluthochzeit“, Drama von Federico García Lorca.

Auskünfte

Spanisches Fremdenverkehrsamt
Kurfürstendamm 63
10707 Berlin
Tel. (0 30) 88 26-0 oder (0 61 23) 9 91 34

Internet

 www.spain.info

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